Dienstag, 30. März 2010

Katzenfrau von Bernd

Eine "wahre Fundgrube" kann man(n) aber auch frau bei Robert Gernhardt finden.
Der Schriftsteller, Karikaturist, Satiriker, Lyriker, Zeichner und Maler
zog 1964 nach Frankfurt. Hier mitbegründete er die "Neue Frankfurter Schule".
Mit seinen Freunden F.K. Waechter und F.W. Bernstein schrieb und zeichnete er
für die Satirezeitschrift "Pardon". Später auch für die "Titanic".
2006, im Alter von 68 Jahren, verstarb das Multitalent leider viel zu früh.

Das folgende Gedicht könnte für die "Katzenfrau" geschrieben sein.
Robert Gernhardt schrieb es für einen vierzigjährigen Mann.
Dennoch! Auch die vielleicht "vierzigjährige Katzenfrau"
könnte sich hier wiedererkennen.


Als er sich mit vierzig im Spiegel sah
oder
Als die Katzenfrau sich mit vierzig im Spiegel sah

Seht mich an: Der Fuß der Zeit
trat mir meine Wangen breit.

Schaut mein Ohr! Die vielen Jahre
drehten es ins Sonderbare!

Ach des Kinns! Es scheint zu fliehn,
will die Lippen nach sich ziehn!

Ach der Stirn! Die vielen Falten
drohen mir den Kopf zu spalten!

Die Nase! Oh, wie vorgezogen!
Der Mund! So seltsam eingebogen!

Der Hals! So krumm! Die Haut! So rot!
Das Haar! So stumpf! Das Fleisch! So tot!

Nur die Augen, lidumrändert,
strahlen blau und unverändert,
schauen forschend, klar und mild
aufs und aus dem Spiegelbild,
leuchten wie zwei Edelsteine -
sind das überhaupt noch meine?

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